Die Geschichte der GRÜNEN Malente

Hotel Bellevue
Das ehemalige Hotel Bellevue
1985 – 1990

Im September 1985 wurde in der Gaststätte „Prinzenholz“ von 14 Anwesenden der Ortsverband der GRÜNEN Malente gegründet. Zum Ortsvorsitzenden wurde Wolfgang Schiller gewählt. Zugegen war auch der damalige Kreisgeschäftsführer der GRÜNEN Ostholstein Peter Sauvant, der nun zur Kommunalwahl 2013 in Malente auf Platz 2 kandidiert.

Im April 1986 nahmen die GRÜNEN in Malente das erste mal an der Kommunalwahl teil und errangen mit 5,4 % ein Mandat in der Gemeindevertretung Malente. Dieses errang Wolfgang Schiller.

Später rückte für ihn Gerd-Ulrich Marquardt nach. Er startete unter anderem die Initiative, die Straße Dorpmüllerweg umzubenennen. Dorpmüller war während der Naziherrschaft in Deutschland der Reichseisenbahnchef und organisierte den millionenfachen Transport in die Konzentrationslager. Gerd-Ulrich Marquardt scheiterte, die damalige Gemeindevertretung war nicht bereit, ihn überhaupt zu diesem Thema anzuhören. Dieses Verhalten wurde dann von der Sendung “extra 3” des NDR aufgegriffen mit der Schlagzeile: “In Malente lässt man es zu, dass ein hoher Naziverantwortlicher geehrt wird”.

Die Umbenennung der Strasse gelang den GRÜNEN erst einige Wahlperioden später, heute heißt er Renversweg.

1987 organisierte Anna Mutek-Hildebrand das Bundesdeligierten-Treffen der GRÜNEN in Malente. Zugegen war sogar Otto Schily, der damals noch GRÜNER war. Anna zeigte Talent, Menschen zu beeindrucken, sie stiftete uns zum grübeln, denken und entwickeln von Utopien an, legt aber selbst auch Hand an. Später zog sie mit ihrer Familie nach Freiburg.

Mit sehr viel Herzblut, Tränen und Wut wurde mit einer Bürgerinitiative in Malente gegen den Abriss des früheren Hotels und Kulturdenkmals „Bellevue“ in der Lindenstraße gekämpft.

Wir verloren den jahrelangen Kampf um den Erhalt des Hauses am 14. August 1989 durch den von 11 CDU und 4 SPD Gemeindevertretern beschlossenen Abbruch und damit der Zerstörung eines wichtigen Kulturgutes in der Gemeinde. Im August 1989 wurde dann in einer Blitzaktion das Haus abgerissen. Dies, obwohl ein Hamburger Restaurator das Objekt kaufen und mit seinem Geld sanieren wollte.

Die GRÜNEN wirkten jedoch auch an anderer Stelle und erstellten eine Mängelliste über damalige Probleme in der Gemeinde, damals unter Anderem der Zustand der Kinderspielplätze. Von der LN wurde dies unter der Überschrift: “Licht und Schatten in Malente aufgenommen”.

1990 – 1998

In der Wahlperiode 1990 bis 1994 traten die GRÜNEN erneut zur Wahl an. Mit 5,6 % errangen die GRÜNEN erneut einen Sitz . Die Grünen bildeten damals eine Zählgemeinschaft mit der SPD. Für die GRÜNEN zog Wolfgang Schiller als Gemeindevertreter in die Gemeindevertretung ein. Verstärkt wurde das GRÜNE Team durch die bürgerlichen Mitglieder E. Hildebrandt als Vertreter im Planungsausschuss und Ellen Schmidt im Umweltausschuss.

In dieser Wahlperiode gelang uns nicht viel. Wir saßen mit der SPD fraktionsmäßig regelmäßig zusammen. Unzählige Sitzungen und viel Reibungsverluste durch Streit mit der SPD.

In der Wahlperiode 1994 bis 1998 traten die GRÜNEN erneut zur Wahl an. Mit 7,1 % errangen die GRÜNEN nun sogar zwei Sitze. Für die GRÜNEN zog Wolfgang Bahr (ein Koch aus Neukirchen ) und die Richterin Dagmar Nöh-Schüren aus Timmdorf als Gemeindevertreter/in in die Gemeindevertretung ein. Verstärkt wurde das GRÜNE Team durch die bürgerlichen Mitglieder Hans Jagzent als Vertreter im Schul- und Kulturausschuss, Ellen Schmidt im Planungsausschuss, Ernst-Otto Schmale im Sozialausschuss und A. Vielhauer im Umweltausschuss.

Die GRÜNEN legten ein ausdifferenziertes gutes Konzept für einen integrierten Nahverkehr in der Gemeinde mit einem Bürgerbus vor. Nach vielen gutbesuchten öffentlichen Vorstellungen und Beratungen in den Ausschüssen verschwand dieses Konzept leider durch die Mehrheitsfraktionen CDU und SPD in den Schubladen der Gemeinden.

1998 – 2008

In der Wahlperiode 1998 bis 2003 traten die GRÜNEN nicht zur Wahl an. Die Wahlzeit der Kommunalvertretungen wurde in Schleswig-Holstein auf fünf Jahre verlängert. In der Wahlperiode 2003 bis 2008 erreichten wir nicht die notwendigen Stimmen.

2008 – heute

2007 verlängerte die CDU Mehrheit die Wahlzeit des CDU Bürgermeisters auf acht Jahre beginnend ab 2008.

In dieser Wahlperiode wurde das Klärwerk der Gemeinde Malente (mithin das Abwasser) mit der Mehrheit von CDU, SPD und FDP zu einem Schleuderpreis an den ZVO übertragen. Ein Bürgerbegehren gegen den Verkauf, initiiert unter anderem von Peter Sauvant, errang die Zustimmung von 1256 Einwohner/innen. Es wurde nicht zugelassen. Die Politik hinter verschlossenen Türen mit der Mehrheit von CDU, SPD und FDP setzte sich durch.

2008 zogen die GRÜNEN mit 7,54% (342 Stimmen) nach erfolgreicher Kandidatur erneut in die Gemeindevertretung in Malente ein. Durch Überhangmandate wuchs die Gemeindevertretung auf 27 Mitglieder an. Die Gemeindevertretung setzte sich aus 12 CDU / 7 SPD / 3 FDP / 1 UMB / 2 Mitgliedern der neu gegründeten Freien Wähler Malente und 2 GRÜNEN zusammen.

Die Kommunalwahl fiel zusammen mit der Wahl des Bürgermeisters der Gemeinde Malente. Als unabhängiger Kandidat kandidierte Peter Sauvant gegen den Amtsinhaber Michael Koch. Mit 1504 Stimmen unterlag er dem Amtsinhaber, der 3031 Stimmen erhielt.

Für die GRÜNEN zog die Volkswirtin und Richterin Dagmar Nöh-Schüren und der Bundeswehrpilot Ernst Otto Schmale als Gemeindevertreter in die Gemeindevertretung ein.

Verstärkt wurde das GRÜNE Team durch die bürgerlichen Mitglieder Cihan Aydin (Förster) im Finanzausschuss, Karin Janusch (Kauffrau) im Touristik Ausschuss, Kuno Petersen (Sozialarbeiter), Elke Wilkens (Krankenschwester), Reinhard Heymann und Birgit Losert im Jugend und Sozial- und Feuerwehrausschuss sowie Thomas Paprotta (Berufsbetreuer) im Planungsausschuss und Werkausschuss.

Als ersten Antrag verlangten die GRÜNEN die bisherige Praxis der Gemeinde, Sozialbestattungen in Stade durchzuführen, aufzugeben. Hierbei wurden arme oder durch Altenheimkosten verarmten Malenter, deren Angehörige nicht die Bestattungskosten aufwenden konnten, nach deren Tod nach Stade gebracht und dort verbrannt und verstreut – ohne Recht auf ein Grab und ohne einen Platz zum Trauern. Die GRÜNEN machten diese Praxis öffentlich, was dazu führte, dass diese Praxis geändert wurde. Gewundert hat uns GRÜNE, dass in dieser Frage auch die Kirche bislang kein Erbarmen hat. Früher hatten auch die Armen und Ärmsten immer einen Platz auf dem kirchlichen Friedhof, wenn auch in der hintersten Ecke. Wenn man bedenkt, dass diese gestorbenen Malenter diese Gemeinde auch mit entwickelt und aufgebaut haben, ist das eine unwürdige Praxis.

Mit der Rettung des schönen Aussichtsturmes bei Hafkamp welches den GRÜNEN zusammen mit den Freien Wählern gegen die Initiative unseres Bürgermeisters Michael Koch gelang, wurde ebenfalls ein Stück Kultur und ein Rastplatz für die Touristen gerettet. Zu diesem Zeitpunkt war dem Eigentümer der Fläche, dem Bioland-Bauern David Wilkens, bereits eine Abrissverfügung zugestellt worden.

Auch in diese Wahlperiode fiel die Entscheidung über die Schule an den Auewiesen in Malente. Die CDU befürwortete eine Regionalschule, die GRÜNEN mit Hilfe von SPD, UMB, FDP und FWM setzten sich mit starker Unterstützung der Elternschaft mit 15 Stimmen gegen die CDU erfolgreich und nach langem Kampf durch. Es war das erste Mal, dass die CDU in Malente nicht Ihren Willen durchsetzen konnte. Die Gemeinschaftsschule „An den Auewiesen“ wurde geboren.

Im Rahmen der kreisweiten Ausschreibung des Schulbusverkehrs wurde mit den Stimmen der CDU, SPD und FDP im Finanzausschuss die Abschaffung des Grundschulbusses beschlossen. Dies obwohl in dieser Frage noch nicht im Sozialausschuss beraten wurde.

Durch Information der Öffentlichkeit gelang es den GRÜNEN die Eltern aus den Dörfern hiervon in Kenntnis zu setzen. In der dann folgenden Sozialausschusssitzung, die unter sehr starker Beteiligung der Eltern stattfand, setzen sich nun die GRÜNEN nach langer Diskussion und starker Beteiligung der Eltern durch. Der Erhalt unserer eigenen Schulbusse (Tim Kreuzer) für unsere kleinsten Schüler war erfolgreich. Ein großer Erfolg. Ein Stück dörfliche Kultur wurde so erhalten.

Ein weiterer Erfolg in Zusammenarbeit mit dem BUND war die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Grundschuldach durch die Gemeinde, sowie eine weitere auf dem AWO Kinderhausdach – eine Bürgersolaranlage. Diese Initiative für Photovoltaikanlagen stieß zuerst auf viele Vorbehalte. Auch hier haben wir uns letztlich mit besseren Argumenten durchsetzen können. Die Initiative der Bauern in der Gemeinde, die Schule an den Auewiesen mit einer Holzhackschnitzelanlage zu beheizen, konnten wir bislang auf Grund der Mehrheitsverhältnisse nicht durchsetzen.

Mit unserer Unterstützung wurde jedoch die Biogasanlage des Betreibers Graage vor den Toren von Malente durchgesetzt. Eine schwierige Position. Es ist nicht einfach, die Verbrennung von Lebensmitteln für eine regionale Enegieversorgung zu befürworten. Wir haben dies jedoch im Rahmen einer Kosten/Nutzenabwägung getan und es uns mit dieser Entscheidung nicht einfach gemacht.

Das Wildgehege wurde mit unserer aktiven Unterstützung und gegen Vorbehalte des Bürgermeisters und der großen Parteien sowie der FDP gerettet – es sollte dem Spardiktat einer Fehlbedarfsgemeinde zum Opfer fallen. Wir haben uns mit dem Verein `Dorf und Natur` dafür eingesetzt, dass das Wildgehege in die Hand dieses gemeinnützigen Vereines gegeben wurde. Letztendlich haben wir hierdurch das Wildgehege erhalten und der Gemeinde annähernd 30-40 % der Kosten erspart.

Im Tourismusausschuss setzten wir uns gegen die Fortsetzung des Vertrages mit der GLC-Group und gegen eine teure doppelte touristische Vermarktung über zwei Vermarkter ein. Trotz großer Beteiligung der Gewerbetreibenden scheiterten wir hier an der Lobby der CDU und FDP für den GLC. Es gelang jedoch der Einstieg in die überregionale Vermarktung mit dem Zweckverband Holsteinische Schweiz, der die Vermarktung aller Gemeinden der Region inne hat.

In Punkto Schulzusammenlegung haben wir bislang unser Ziel, Ruhe in die Schule an den Auewiesen zu ermöglichen, noch nicht erreicht, aber es ist noch nicht aller Tage abend.

Wir möchten unsere Arbeit für die Gemeinde Malente und deren Einwohnerinnen und Einwohnern fortsetzen. Unsere Aktiven haben überwiegend noch schulpflichtige Kinder, hier erklärt sich auch der enge Kontakt zu vielen Malenter Eltern. Von den ersten Tagen sind noch Ellen Schmidt, unsere Alterspräsidentin, und Peter Sauvant dabei. Hierauf sind wir sehr stolz.